Galerie Hubert Winter

24/7 the human condition
Marlies Wirth — Ausstellungsbrochüre für "24/7 the human condition" kuratiert von Marlies Wirth, im Rahmen der Vienna Biennale "Ideas of Changes", MAK, Vienna. 2015

Danica Phelps. Cost of Love (Panel #11). 2011

Danica Phelps. Cost of Love, 2011

“Die Liebe ist ihrem Wesen nach nicht nur weltlos, sondern sogar weltzerstörend, und daher nicht nur apolitisch, sondern sogar antipolitisch – vermutlich die mächtigste aller antipolitschen Kräfte”, schreibt Hannah Arendt in Vita activa oder Vom tätigen Leben.

Cost of Love (Der Preis der Liebe) ist eine Serie von 25 bemalten Paneelen, deren charakterische Streifen wie Strichcodes finanzielle Ausgaben im Kontext einer gescheiterten Beziehung signifizieren, die die Künstlerin in den Bankrott stürzte und sie und ihren Sohn zur Aufgabe ihres Hauses zwang. Nach dem Ende des Rechtsstreits mit ihrer langjährigen Lebenspartnerin wurde das Urteil in einem 25 Paragrafen umfassenden Schreiben mit 13 364 Buchstaben festgelegt. Die Anwaltkosten beliefen sich auf rund 350.000 Dollar, also 26 Dollar pro Buchstabe. Die nüchterne Aufzeichnung des finanziellen Werts der Arbeit des Anwalts vermittelt die Absurdität einer solchen Rechnung, der eine tiefe emotionale Krise, Hilflosigkeit, Trauer und Wut gegenüberstehen. Das Prekariat künstlerischer Arbeit fließt unmittelbar in das Werk von Danica Phelps ein. Als die Künstlerin Mitte der 1990er Jahre mit 800 Dollar nach New York kam, musste sie sich zwangsläufig mit ihrer finanziellen Situation auseinandersetzen. Mit der Aufzeichnung roter und grüner Streifen für Ausgaben und Einnahmen stellt sie ihr eigenes künstlerisches Schaffen konzeptuell als unmittelbar vom Verkauf abhängige Arbeit dar und führt die teils irrationale Bewegung von Arbeit und Wert am internationalen Kunstmarkt als malerische Abstraktion vor Augen.