Galerie Hubert Winter

Jürgenssen­weg
15. Jänner – 27. Februar 2016
“Wie stehen die Chancen, daß ich es schaffe?”
Sein Grinsen wurde breiter, und er zuckte die Achseln.
“So wie ich dich kenne, besser als fifty-fifty, glaub ich.”
“Was ist, wenn -“
“Psst. Schau jetzt zu.”
Die letzten Zeilen. In: Jonathan Carroll, Vor dem Hundemuseum. Dt. v. M. Kühling. Ffm, Insel, 1993.

Birgit Jürgenssen, Astrid Nylander & Stine Ølgod.

Am 11. Februar 2014 beschließt der Wiener Gemeinderatsausschuss für Kultur die Benennung einer Verkehrsfläche nach Birgit Jürgenssen. Der "Jürgenssenweg" befindet sich in Floridsdorf im Gebiet des Gaswerks Leopoldau.

Ja, hab nur keinen Plan... Nun sind sie also in Wien und brauchen eine Adresse und manchmal lohnt es sich sogar von der angegeben Route abzuweichen. Namen und Orte - Wünsche, Imaginationen und Projektionen. Der Gewinn an Orten bedeutet neue Lebenszusammenhänge zu erfinden, der Verlust an Orten ist ein Verlust an der Welt. Unsere Lieblingswege führen uns an Orte der Erinnerung, Wege des Schmerzes vermeiden wir. Ortlos sein heißt: Ohne Erinnerung zu sein. Herumzuirren. Ohne Orientierung. Nun haben wir einen Ort. Als Anziehungspunkt für Kunsttouristen taugt dieser Ort, Jürgenssenweg benannt, kaum. Kunstbeflissene Bildungsbürger werden vielleicht in späteren Zeiten diesen nicht so arkadischen Ort aufsuchen. Und wir? Wir haben eine Orientierung, den wundersamen Leitfaden der beiden Künstlerinnen Astrid Nylander und Stine Ølgod. So könnten wir nun dahin gehen und gedenken...


Der Audiobeitrag "Jürgenssenweg", 2015 von Astrid Nylander und Stine Ølgod war Impuls und Ausgangpunkt der Ausstellung. Eine Auswahl an Zeichnungen, Collagen und Fotoarbeiten aus dem Nachlass Birgit Jürgenssen, viele davon noch nie gezeigt, ergänzen den auditiven Eindruck.Astrid Kajsa Nylander *1989 Göteborg (SWE), lebt und arbeitet in Hamburg. Bachelor Freie Kunst, Hochschule für Bildende Künste Hamburg seit 2012.

Stine Ølgod *1989 Kopenhagen (DK), lebt und arbeitet in Wien. Akademie der Bildenden Künste Wien, Hochschule für Bildende Kunst Hamburg.

  • Die Presse (14.02.2016) von Sabine B. Vogel (PDF)