Galerie Hubert Winter

Katherine Porter
12. Juni – 29. August 2015
...als in der schmalen Gasse hinter einem vergitterten Fenster jemand auf dem Klavier einen so wunderbar beschwingten Walzer spielte, dass wir alle wie verzaubert dastanden und am Schluss dem nicht sichtbaren Musiker dort in der Gasse applaudierten, und aus den Tiefen der weißen, weiß gekalkten Mauern von sehr weit weg, sehr, sehr leise eine Frauenstimme zu hören war, die "Gracias" sagte, und wir weitergingen.
Das ist einer der Tage, an die ich mich erinnere.
Die letzten Zeilen. In: Sam Shepard, Drehtage. Stories. Dt. v. U. Strätling. Ffm, S.Fischer, 2013.

Vom Wert der Kunst und was bleibt nebst einigen anderen Petitessen.

Es gibt – wie wir als avancierte Kunstmenschen wissen – verschiedene Kategorien von Künstlern. Um nur Einige zu nennen: Da sind sehr berühmte Künstler von hoher Qualität. Da sind Künstler von hoher Qualität, aber weniger berühmt. Da gibt es sehr gute, sehr teure Künstler. Und dann gibt es sehr gute, weniger teure, ja sogar preiswerte, und wäre das Wort nicht missverständlich, sogar billige Künstler.
Zu dieser Kategorie gehört Katherine Porter.
Die Künstlerin hat eine beeindruckende Ausstellungshistorie.
1941 in Cedar Rapids, Iowa geboren, nahm sie 1973 und 1981 an der renommierten Whitney Biennale teil. MoMA NY zeigte Werke von ihr 1983 in Recent Acquisitions. Und sie hatte Einzelausstellungen in renommierten Galerien wie David McKee, Andre Emmerich, Sidney Janis und Salander O´Reilly.
Die Qualität ihrer Arbeiten ist hoch und beeindruckend. Warum zählt sie nicht zur ersten Kategorie der sehr berühmten, sehr teuren Künstler?


Dies ist keine Polemik und Zeitgenössisches bleibt ausgespart. Aber einige wenige historische Beispiele illustrieren (erhellen) vielleicht die Situation:
Als Sir Richard Wallace 1872 einwilligte, das Bild Friedland von Ernest Meissonier um die aberwitzige Summe von 200 000 Francs zu kaufen, zahlte fast zur gleichen Zeit der französische Staat für ein Fresko von Raffael für die Sammlungen des Louvre 207 500 Francs.
Ein paar Jahre später, im Februar 1884, erwarb ein Freund Édouard Manet's auf der Nachlassauktion nach dem Tod des Künstlers sein Bild Un bar aux Folies-Bergère um 5850 Francs.
Während Meissonier in den Depots der Museen verstaubt, ist Manet´s Werk Un bar aux Folies-Bergère eines der Prunkstücke der Courtauld Institute of Art Gallery, London.
Oder:
1935 war im Kunstmuseum Luzern die epochale Ausstellung Thesis, Antithesis, Synthesis zu sehen. Es waren fast alle der 95 Werke von 22 Künstlern verkäuflich, für 76 davon interessierte sich niemand. Sie blieben unverkauft. Trotz moderater Preise. So kosteten die 6 Picasso Gemälde zwischen 4000 und 20 000 Schweizer Franken. Dagegen kostete ein kleines Bild von Mondrian nur 800 Sfr. Alles unverkauft.

Die Ausstellung von Katherine Porter ist eine Verkaufsausstellung mit Bildern und Papierarbeiten meist aus den 1970er Jahren. Es ist die zweite Ausstellung der Künstlerin in der Galerie Hubert Winter. Aus der ersten Ausstellung wurden zwei sehr schöne Papierarbeiten verkauft.

Katherine Porter in conversation with Warren Niesłuchowski
long version: https://vimeo.com/133212865