Galerie Hubert Winter

Fred Sandback
16. Mai – 28. Juni 2008
Man verliert sich, verirrt sich im Leben.
Wer zog denn den Pfad,
die Spur eines Körpers,
War's Traum, war's Ahnung?
Das Unwetter schläft unterdes
schläft in der Sonne.
Die letzten Zeilen in: Jean Cayrol, Muriel oder Die Zeit der Wiederkehr. Dt. v. Peter Stein. Olten, Walter Vlg, 1965.

"Sandback hat mit minimalen Mitteln prinzipielle räumliche Fragen gestellt. Und so sehe ich einen engen Bezug zwischen seinen Arbeiten und der Architektur. Er thematisiert die Frage, wie man eine Fläche betrachtet: Sieht man zum Beispiel zwei oder vier Schnüre oder sieht man das Viereck zwischen zwei Schnüren? Die Idee, dass die Schnüre nur da sind, um auf den Raum zwischen den Schnüren hinzuweisen, gefällt mir. Das ist wie bei einem Spiegel, den man einerseits als Fläche wahrnimmt, darin aber gleichzeitig sein eigenes Spiegelbild erkennt. Sandbacks Arbeit weist immer auf ihre Umgebung hin und ist so offensichtlich verständlich, dass man sich gar nicht lange damit auseinandersetzen muss, wie und warum seine Arbeit gemacht ist, Denn das lässt sich im ersten Moment des Sehens erklären....
Daher ist Sandbacks Werk - ähnlich wie meines - nicht von der modernistischen Idee des hermetischen Kunstwerks abgeleitet. Die Arbeit besteht nicht aus ihrer materiellen Qualität oder der handwerklichen Objekthaftigkeit allein. Ihre eigentliche Qualität entwickelt sich vielmehr im Dialog mit seiner Umgebung. Das finde ich sehr weitblickend, eine große künstlerische Leistung, insbesondere da Sandback das zu einer Zeit gemacht hat, wo alle anderen etwas anderes gemacht haben. Denn bei sehr vielen Künstlern, wie etwa bei Donald Judd, war das Werk entgegen ihrer eigenen Theorie doch immer noch eine sehr ästhetische und objektorientierte Skulptur. Und da ist Fred Sandback praktisch zur gleichen Zeit total vom Objekt weggegangen, weshalb er meiner Meinung nach viel radikaler und interessanter ist als zum Beispiel Donald Judd. Nur hat die Kunstgeschichte den Judd lieb gewonnen und den Sandback leider nicht."

Der Künstler Olafur Eliasson im Gespräch mit Gabriele Schor. In: 'Held Together With Water', Kunst aus der Sammlung Verbund. Hrsg. Gabriele Schor. Ostfildern, Hatje-Cantz, 2007. S. 221.