Galerie Hubert Winter

Lawrence Weiner
IMPEDED TIME
20. September – 3. November 2012
Am verblassenden Himmel lösten sich die Sternbilder auf, im Morgengrauen war das Meer wieder regungslos, glatt, weiß, eine milchige Weite bis hin zum letzten Kreis, wo es mit dem Himmel verschmilzt und und endet.
Die letzten Zeilen. In: Massimo Bontempelli, Sohn zweier Mütter (1929). Dt. v. E. Christiani, Göttingen, Steidl, 1998.

curated by_ Suzy Halajian und Marlies Wirth

Betrachtet man die Frage, wie sich Kunst und Leben zueinander verhalten vor dem Hintergrund von Weiners Arbeit wird offenbar, was er selbst in seiner Referenz zu Wittgenstein zitiert: "Ein Ausdruck hat nur im Strome des Lebens Bedeutung". Die wechselseitige Verknüpfung von Kunst und Leben ist in die Arbeit Lawrence Weiners eingeschrieben. Seinen Skulpturen begegnen wir, oft unerwartet, auch außerhalb von Galerien und Museen, im öffentlichen Raum, an den Orten, wo das Leben und die Kunst aufeinandertreffen. In seinen Statements zeigt er, immer anspruchsvoll, aber nie belehrend, Fragestellungen auf, die wir selbst anhand unserer Erfahrungen und unserer eigenen Wahrnehmung von Arbeit, Kultur und Lebenswelt interpretieren können; er bietet Möglichkeiten an, nicht Meinungen. Die Bedeutung bleibt immer im Fluss; sie wird niemals statisch oder eindimensional, sondern eröffnet zu jeder Zeit neue Wege die materielle Realität und die aktuelle soziale und politische Umgebung zu begreifen und zu hinterfragen.



Weiner lebt seine Kunst und erlaubt zugleich den BetrachterInnen, seine Arbeit zu beleben; die Sprache ist sein Material, und gleichermaßen ist es das Leben. Seine Arbeiten tragen eine selbstverliehene Ambiguität in sich und setzen sich einer endgültigen Bestimmtheit entgegen, indem sie einen subjektiven Zugang zu ihrer Bedeutung, ihren jeweiligen Referenzen und zu dem Umfeld schaffen, in dem sie wahrgenommen werden. Durch die Temporalität der Sprache, und in ihren wechselnden Erscheinungsformen, rekontextualisiert sich auch die Zeit: Sie eröffnet denen, die schauen und wahrnehmen eine Vielzahl unterschiedlicher Zugangsweisen und Blickwinkel; in ihrer poetischen Aktualität wird Weiners Sprache immer wieder gegenwärtig und macht uns den Aspekt der Zeitlichkeit seines Konzepts und des Lebens an sich bewusst.

SOME. THING. DOES NOT LOSE VALUE JUST BECAUSE THERE SEEMS TO BE LOT OF IT. N'EST-CE-PAS? VALUE & PRICE ARE NOT RELATED. XXXXXXXLAWRENCE

SOME. THING. DOES NOT LOSE VALUE JUST BECAUSE THERE SEEMS TO BE LOT OF IT. N'EST-CE-PAS? VALUE & PRICE ARE NOT RELATED.
XXXXXXXLAWRENCE

Lawrence Weiner (*1942, New York) bezeichnete sich in einem Interview anlässlich der dOCUMENTA(13) als "weltweiten Gastarbeiter als Künstler". Für die Galerie Hubert Winter ist er seit 1984 tätig.

  • Review: DER STANDARD 25./26. Oktober 2012 (JPG)